Mit 3 droht der Rauswurf aus dem Kindergarten!
Sehen so in Zukunft die Geburtstagskarte Kindergarten aus?
„NEIN“ wir es jetzt von vielen Verantwortlichen heißen! Tja die Wahrheit sieht mal wieder anders aus.
In Bielefeld droht den erste Ü3 Kindern die Kündigung oder besser gesagt der Rauswurf aus dem Kindergarten!
Bielefeld(WB). Der massive Ausbau der Betreuung unter Dreijähriger in Kindertagesstätten gefährdet Plätze älterer Kinder. In einer Bielefelder Einrichtung droht Kindern jetzt sogar der Rauswurf.
Von Bernd Bexte
Im evangelischen Louise-Scheppler-Kindergarten in Bielefeld-Brackwede sollen zum nächsten Kindergartenjahr 14 Kinder, die älter als drei Jahre sind, den kleineren Platz machen. Denn der Träger, der Verband der evangelischen Kirchengemeinden in Brackwede, gibt der Besetzung der 28 U-3-Plätze Vorrang. Deren Einrichtung wurde vom Land gefördert. Werden sie nicht besetzt, muss der Träger Fördergelder zurückzahlen. Das soll vermieden werden. Allerdings wird bei voller U-3-Auslastung die Kapazität der Kita (70 Plätze) überschritten. Deshalb müssten ältere Kinder gehen. »Kündigungen wollen wir aber verhindern«, sagt Karin Siebert vom Kita-Träger. Eine Lösung steht allerdings noch aus.
Mit dem Problem steht die Kita nicht alleine da. »Das ist ein Systemfehler«, sagt Michaela Augustin vom DRK-Landesverband Westfalen-Lippe, der gut 200 Kitas unterhält. Kündigungen habe es beim DRK noch nicht gegeben. »Wir haben aber anteilig Zuschüsse erstattet, um dies zu vermeiden.« Zudem sei im Einvernehmen mit den Eltern ein Wechsel auf eine andere Kita vereinbart worden. Oder es wurden Kindergartengruppen erweitert. »Das ist ein großes Problem«, sagt auch Helga Siemens-Weibring von der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe (900 Kitas in NRW). »Manche Träger haben nicht bedacht, dass aus den U-3-Kindern auch mal Ü-3-Kinder werden. Das ist eine Sache der Planung.« Der Anteil der U-3-Plätze sei in vielen Einrichtungen schlichtweg zu hoch. Ebenso wie die Diakonie ist auch die Katholische Kindertageseinrichtungen Hochstift gGmbH in Paderborn (74 Kitas) bislang ohne Kündigungen ausgekommen. »Die Problematik ist bekannt, wir haben das aber immer regeln können«, sagt Sprecher Tobias Kroll.
Die zuständige NRW-Familienministerin Ute Schäfer (SPD) aus Lage sieht die Kita-Träger und die örtlichen Jugendämter in der Pflicht. Sie seien für die Planung zuständig. Konstellationen wie in Bielefeld-Brackwede »gab es lediglich im Einzelfall«, heißt es aus dem Schäfer-Ministerium. Befristete Betreuungsverträge und ein Kita-Wechsel sollten die »ultima ratio« sein. Sei dies unvermeidbar, müssten die Kinder pädagogisch begleitet werden. Die U-3-Betreuungsquote in NRW liegt bei 35,4 Prozent. 155 000 U-3-Plätze stehen zur Verfügung: 114000 in Kitas und 41000 bei Tageseltern.
Artikel vom 05.02.2015 – westfalenblatt.de